SV Niederau – HC Elbflorenz III 26:27 (13:12)

Der Handball kann so schön sein – aber manchmal auch verdammt grausam. Am vergangenen Samstag erlebte die erste Männermannschaft des SV Niederau einen dieser Tage, die man am liebsten aus dem Kalender streichen würde. Vor heimischem Publikum in der Sporthalle „Heiliger Grund“ unterlag man dem Aufsteiger HC Elbflorenz III nach einem umkämpften Spiel mit 26:27 – und das durch ein Gegentor in der allerletzten Sekunde.

Schon beim Warmmachen war klar: Das wird kein Selbstläufer. Die Dresdner Gäste reisten mit voller Bank und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen an, während der SVN auf seine eingespielte Truppe setzte. Von Beginn an entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die Abwehrreihen standen zunächst stabil, und vorne fand Niederau immer wieder Lösungen. Nach neun Minuten zeigte die Anzeigetafel ein gerechtes 4:4 – ein Spiel auf Augenhöhe, temporeich und mit Emotionen auf beiden Seiten.

Doch dann schlich er sich ein, der berüchtigte Fehlerteufel von Niederau, offenbar mit einer Dauerkarte ausgestattet. Fehlpässe, technische Fehler und vergebene freie Würfe häuften sich – und das, obwohl sich das Team kämpferisch nichts vorwerfen konnte. Besonders bitter: Justus Ilschner, sonst vom Punkt und im Spiel eine sichere Bank, blieb an diesem Tag glücklos.

Trotz der Fehler kontrollierte der SVN das Spiel phasenweise klar. Zwischen der 14. und 21. Minute drehte man mit einem kleinen Lauf auf 11:7, angetrieben von einem stark aufspielenden Lucas Blanck und einem eiskalten Robert Ritter. Auch Robin Haberstock traf nach Belieben. Das Publikum feierte, der Hallensprecher hatte kaum Zeit zum Atmen, und alles sah nach einem Heimsieg aus. Zur Pause führte Niederau verdient mit 13:12 – ein Vorsprung, der allerdings angesichts der vergebenen Chancen deutlich höher hätte ausfallen müssen.

Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein echter Handballkrimi. Beide Teams schenkten sich nichts, und die Führung wechselte ständig hin und her. Niederau erarbeitete sich Chancen en masse, doch der Ball wollte einfach nicht ins Netz. Ob Pfosten, Latte oder der glänzend aufgelegte Gästetorhüter – irgendwas stand immer im Weg.

Hinzu kamen einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, die das ohnehin hitzige Spiel nicht gerade beruhigten. Die Halle kochte, Trainer Robert Große gestikulierte wild an der Seitenlinie, und die Fans taten ihr Übriges, um die Jungs nach vorne zu peitschen. Doch der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus.

Normalerweise ist die Niederauer Mittelblock-Abwehr ein Bollwerk, das selbst erfahrene Angreifer zur Verzweiflung bringt. Doch an diesem Samstag hatte sie einen ungewohnt schlechten Tag. Immer wieder fanden die Dresdner über die Halben einfache Wege durch die Mitte.
„Wir haben da heute einfach zu viele Türen offen gelassen“, analysierte Trainer Große nach dem Spiel. „Unsere sonst so stabile Defensive war nicht kompakt genug, und das hat Elbflorenz clever ausgenutzt.“

Ob Überzieher oder einfache Eins-gegen-Eins-Situationen – der Mittelblock fand selten den Zugriff. Der Gegner nutzte das eiskalt und blieb bis in die Schlussminute in Schlagdistanz.

In der 57. Minute brachte Robert Ritter den SVN erneut mit 26:25 in Führung, doch Dresden glich postwendend aus. Als die Gäste 49 Sekunden vor Schluss eine Auszeit nahmen, war jedem klar: Jetzt entscheidet ein einziger Wurf.
Niederau verteidigte engagiert, doch Tönnis Trittler fand die Lücke und traf mit der Schlusssirene zum 27:26 für Elbflorenz. Der Jubel der Gäste war groß, während auf Niederauer Seite ungläubige Gesichter und hängende Köpfe dominierten.

„So ein Spiel darfst du eigentlich nie verlieren“, sagte Co-Trainer Paul Steinert nach der Partie. „Wir waren kämpferisch da, aber die Chancenverwertung war einfach katastrophal. Und wenn du vorne die Dinger nicht machst, wird’s hinten irgendwann wacklig. Trotzdem Kompliment an die Jungs – Moral war da.“

Ein Spiel, das alles bot – Leidenschaft, Spannung, Dramatik und am Ende die ganz bittere Pille. Der SV Niederau zeigte Einsatz und Teamgeist, verlor aber durch eigene Fehler und eine ungewohnt löchrige Abwehr.
Ein schwarzer Samstag im „Heiligen Grund“ – doch aus solchen Spielen wächst man. Und eines ist sicher: Wenn die Jungs so weiterkämpfen, kommt der Erfolg zurück – hoffentlich schon im nächsten Spiel.

Für Niederau: Hein, Staps (beide Tor), Clemi (2), Michi, Robin (7), Justi, Luci (5), Flori (1), Hennig, Maxi, Wussi, Niki (1), Hans (1), Justin (2), Robert (7)